Ein Jahr DeepGreen an der CAU: Eine Zwischenbilanz

An der Universitätsbibliothek Kiel jährte sich mit Ablauf September 2020 die Teilnahme an der zweiten Testphase des Verbundprojekts DeepGreen: Zeit für eine Zwischenbilanz

Im ersten Projektjahr wurden durch DeepGreen rund 600 wissenschaftliche Artikel und Beiträge zur möglichen Open-Access-Zweitveröffentlichung an die UB Kiel gemeldet, an denen Forschende der CAU als Autoren beteiligt sind. Überwiegend liegen deren Erscheinungsjahre zwischen 2019 und 2020. Verzeinzelt finden sich darunter allerdings auch ältere Publikationen. Sie stammen aus Fachzeitschriften der am Projekt teilnehmenden Verlage MDPI, Frontiers, Sage Publications, de Gruyter, Karger und seit kurzem auch Wiley.

Neben den Arbeiten der Verbundprojektpartner, musste die UB Kiel als teilnehmende Testeinrichtung ihrerseits einige technisch-organisatorische Vorkehrungen treffen, um den Veröffentlichungsprozess reibungslos realisieren zu können. Die wichtigsten Werkzeuge in diesem sind:

  • Der DeepGreen-Publications Router, eine Art Datendrehscheibe, über die der UB Kiel zweitveröffentlichungsgeeignete Publikationen mit Bezug zu CAU-Forschenden fortlaufend angezeigt werden. Deren institutionelle Zuordnung geschieht über eine Affiliationsdatei, die von den Testinstitutionen angefertigt werden musste.
  • Der Open-Access-Publikationsserver MACAU, der als dauerhaftes Archiv und frei zugängliche Veröffentlichungsplattform für die wissenschaftlichen Beiträge und Artikel dient. Über MACAU werden die Publikationen nach außen in Suchmaschinen (u. a. Google und Google Scholar), Bibliothekskatalogen (z. B. WorldCat, KVK) und Aggregatoren/Verzeichnissen wie die Open Access Infrastructure for Research in Europe (OpenAIRE) nachgewiesen und sichtbar. Für den Server musste eine separate Ingest-Methode durch die UB Kiel zur Verfügung gestellt werden, ebenso ein eigener Bereich zur Übermittlung von bibliographischen Daten und zur Linkverwaltung auf der sogenannten OAI-Schnittstelle (einer maschinenlesbaren Datenschnittstelle.

Des Weiteren musste ein Katalogisierungsgeschäftsgang erstellt werden, damit die auf MACAU veröffentlichten Open-Access-Publikationen in den Verbundkatalog k10Plus, den Hauskatalog und weitere Katalogsysteme Eingang finden können.

Bis Dezember 2020 sind von der UB Kiel hauptsächlich Publikationen der Verlage MDPI (189 Artikel aus 43 Zeitschriften) und Frontiers (84 Artikel aus 23 Zeitschriften) über MACAU zweitveröffentlicht und anschließend katalogisiert worden insgesamt also 273 wissenschaftliche Beiträge. Weitere folgen sukzessive – mit vielfältigen Mehrwerten sowohl für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie für die Nutzerinnen und Nutzer. Denn neben der dadurch erhöhten Sichtbarkeit des Forschungsoutputs werden alle Beiträge nun institutionell archiviert. MACAU vergibt auf die Ressourcen eigene persistente Identifier. Obendrein wird der gesamte Serverbestand von der Deutschen Nationalbibliothek gespiegelt.

Erwähnenswert ist ferner, dass sich über den CAU-Publikationsserver Nutzungsstatistiken für die einzelnen Artikel generieren lassen und MACAU Metadatendienste anbietet: So werden sämtliche gängigen bibliothekarischen Datenformate wie BibTeX und RIS ausgespielt. Genutzt werden können sie z. B. in Content-Management-Systemen mit den passenden Extensions zur Pflege HTML-basierter Publikationslisten. Überdies ist MACAU technisch so ausgestattet, dass von der Europäischen Kommission in Forschungsrahmenprogrammen wie Horizon2020 geförderte wissenschaftliche Ergebnisse besonders ausgezeichnet und automatisch in die betreffenden Kanäle der spezifischen Nachweisdatenbanken geroutet werden können.

Überblickt man die bisher bearbeiteten DeepGreen-Artikel und -Beiträge aus den Verlagen MDPI und Frontiers, sind folgende Zeitschriften bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der CAU stark frequentiert: Geosciences, Marine Drugs, Molecules, Nutrients, Sustainability, Frontiers in Immunology, Frontiers in Plant Science, Frontiers in Marine Science. Fachlich liegt der Schwerpunkt mithin deutlich bei den Lebens- und Meereswissenschaften, der Medizin, den Ernährungswissenschaften und der Technik. Die überwiegende Zahl der Autorinnen und Autoren, deren Beiträge im zurückliegenden Jahr auf MACAU zweitveröffentlicht wurden, stamt daher denn auch aus der Medizinischen, der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen und der Technischen Fakultät, aus dem GEOMAR, den Forschungsschwerpunkten Kiel Life Science, Kiel Marine Science sowie den Exzellenzclustern ROOTS und Precision Medicine in Chronic Inflammation.

In den DeepGreen-Beiträgen spiegelt sich die starke, auch interdisziplinäre Vernetzung der Kieler Institute und Fakultäten sowie die Zusammenarbeit mit Universitäten auf nationaler und internationaler Ebene. Was sich anhand der hohen Nutzungsfrequenz der ausgewiesenen Open-Access-Verlage und -Zeitschriften aber auch zeigt, ist, dass es unter den Forschenden eine zunehmende Hinwendung zur OA-Erstpublikation von wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt.

Zur vollständigen Transformation der Publikationskultur bleibt gleichwohl noch ein gutes Stück Weg zu gehen. DeepGreen trägt dazu bei und zeigt auf, wie der bis dahin teils erhebliche Aufwand zur frei zugänglichen Zweitveröffentlichung von ursprünglich im Closed Access erschienenem Forschungsoutput verringert werden kann. Zwar bleiben Fragen nach Embargofristen oder Moving Walls in den Workflows virulent, da es weiter an den teilnehmenden Bibliotheken ist, die abschließende Beurteilung von Zweitveröffentlichungsrechten und Lizenzbedingungen vorzunehmen. Eine vollständige Automatisierung ist hier noch nicht in Sicht. Allein die kontinuierliche Zuführung zur Zweitveröffentlichung potentiell geeigneter Artikel durch die Verlage ist jedoch ein nicht zu unterschätzender erster Schritt, weil er sowohl den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als auch der sammelnden Bibliothek erhebliche Arbeit abnimmt. Es ist daher sehr zu hoffen, dass das DeepGreen-Projekt weiter fortgeführt wird.