Richtungsweisende Empfehlungen für das wissenschaftliche Publikationssystem

Am 23. Mai 2023 hat der Rat der Europäischen Union die Ratsschlussfolgerung High-quality, transparent, open, trustworthy and equitable scholarly publishing angenommen. Vorgelegt vom schwedischen Ratspräsidium, werden die EU-Kommission und die EU-Mitgliedsstaaten darin aufgefordert, den sofortigen, uneingeschränkten Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsergebnissen durch ein entsprechend eingerichtetes Publikationswesen zu unterstützen, vor allem, wenn die Forschung auf öffentlichen Mitteln finanziert wurde.

Der Rat bekräftigt in seiner Schlussfolgerung, die Relevanz offener Wissenschaft zur Verbesserung der Forschungsqualität und die Bedeutung von Transparenz, Zugänglichkeit, Vielfalt, Wiederverwendbarkeit, Reproduzierbarkeit und Vertrauenswürdigkeit zur Steigerung von Effizienz und Wirkung der Forschung. Unterstrichen werden die neuen Möglichkeiten des Publizierens unter anderem über Repositorien und andere Plattformen sowie die Notwendigkeit, weiter in diese Infrastrukturen zu investieren. Vor dem Hintergrund immer weiter steigender Publikationskosten und des potentiellen Problems, dass Forschenden Publikationskanäle aufgrund finanzieller Hürden verschlossen blieben, wird in der Ratsschlussfolgerung die Bedeutung marktalternativer, nicht-gewinnorientierter, aber dennoch qualitätsgesicherter Publikationsmodelle besonders hervorgehoben. Anerkannt wird zudem, dass es neben dem großen Bereich des wissenschaftlichen Zeitschriftenwesens gerade in den Sozial- und Geisteswissenschaften andere relevante Publikationsformate (z. B. Bücher) gibt, die weiterhin unterstützt werden sollten – ebenso wie die sprachliche Vielfalt im wissenschaftlichen Austausch.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) reagierte unmittelbar mit einer Stellungnahme auf die Ratsschlussfolgerung. Sie begrüßt darin das Ziel, an Forschungsorganisationen angesiedelte Open-Access-Infrastrukturen zu unterstützen, die ohne Publikationsgebühren und Gewinnabsichten operieren. Die DFG verweist hierbei u. a. auf den 2022 mitunterzeichneten Actionplan on Diamond Open Access. Ausdrücklich begrüßt wird ferner die Absicht, dass unterschiedliche Fachgewohnheiten bezüglich der Publikationsformate und die Mehrsprachigkeit der Kommunikation in der Wissenschaft erhalten bleiben sollen. Außerdem unterstreicht die DFG die Aussage des Ratsschlusses, die Prinzipien der Wissenschaftsfreiheit zu schützen und besonderes Augenmerk auf die Integrität und das Feld der Qualitätssicherung, insbesondere mittels Peer Review, zu legen. Sie pocht allerdings darauf, den Begriff der Qualitätsbewertung weiter zu fassen und auch Praktiken des post publication peer review und open peer review in die Betrachtungen einzubeziehen.