Die Heimerziehung bewegt sich stets in der Balance zwischen öffentlichem Auftrag und privatem Lebensraum. Sie stellt nicht nur sozialpädagogische Einrichtungen als Hilfen zur Erziehung bereit, sondern schafft auch Lebensorte, an denen Kinder und Jugendliche aufwachsen und dort ein Recht auf den Schutz ihrer Privatsphäre haben. Deshalb widmet sich die vorliegende qualitative Studie der Frage, inwiefern sozialpädagogische Fachkräfte lokale Privatsphäre für Kinder und Jugendliche in Heimeinrichtungen unter den gegebenen Rahmenbedingungen ermöglichen. Auf Basis von zehn Expert*inneninterviews wird mit den Ergebnissen gezeigt, dass einerseits die Zimmer von Heranwachsenden als Frei- und Schutzräume angesehen werden und dass an der Schwelle geschlossener Zimmertüren sowie in den Räumen umsichtig gehandelt werden soll. Andererseits bilden sich auch Einschränkungen lokaler Privatsphäre zum Schutz der Heranwachsenden ab, strukturelle Begrenzungen beim Bewohnen von Doppelzimmern und institutionelle Zugänge in als privat deklarierte Räume. Mit der Studie wird verdeutlicht, dass ein privatsphärensensibler Umgang in der Heimerziehung eine hohe Relevanz hat und differenziert betrachtet werden sollte.
Mit Lokale Privatsphäre in der Heimerziehung erscheint der mittlerweile 27. Band der Open-Access-Reihe Kieler Berichte: Theoretische, historische und empirische Beiträge zur Pädagogik. Das 236 Seiten starke Buch aus dem Universitätsverlag Kiel ist für 24,90 Euro im Buchhandel oder kostenlos im Open Access unter https://doi.org/10.38072/2751-1359/v27 erhältlich.