Finanzierung

Genau wie gedruckte oder elektronische Closed-Access-Publikationen kosten auch Veröffentlichungen im Open Access Geld. Allerdings fallen die Kosten nicht auf der Seite der Nutzerinnen und Nutzer an, sondern vor allem auf Seiten der Herausgeberinnen und Herausgeber bzw. Autorinnen und Autoren. Sie müssen die Produktion, die Bereitstellung und die Verbreitung ihrer OA-Veröffentlichungen finanzieren (Publikationsgebühren).

1. Finanzierung von OA-Zeitschriftenartikeln
a) Publikationsfonds
b) Projekt DEAL
c) Weitere Finanzierungsmodelle

2. Finanzierung von OA-Monographien und -Sammelwerken
a) Publikationsfonds
b) Querfinanzierungen
c) Kollaborative Finanzierung
d) Universitätsverlage

Quelle: Nattanan Kanchanaprat auf Pixabay
1. Finanzierung von OA-Zeitschriftenartikeln

Bei OA-Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften werden heute meist sogenannte Article Processing Charges (APCs) erhoben. Die Höhe dieser Publikationsgebühren kann abhängig von Verlag und Veröffentlichungsorgan stark variieren. Im Mittel liegen sie aktuellen Berechnungen zufolge momentan bei rund 1400 Euro.

a) Publikationsfonds

Zur Finanzierung der APCs haben sich (abseits individueller Finanzierungsmodelle durch Eigenmittel) verschiedene Wege etabliert. Die wichtigste Säule bilden die sogenannten Publikationsfonds. Zahlreiche Universitäten und Hochschulen haben zur Unterstützung der OA-Veröffentlichungen ihrer Angehörigen bzw. Mitglieder Finanzierungstöpfe eingerichtet. In Schleswig-Holstein gibt es aktuell zwei Förderlinien für wissenschaftliche Zeitschriftenartikel, die offen zugänglich publiziert werden:

1. Den Publikationsfonds für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.
2. Den Publikationsfonds für Angehörige der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Der Nachwuchsfonds wurde 2016 von der Landesregierung für das gesamte Bundesland aufgelegt. Der CAU-Fonds wird aus eigenen Universitätsmitteln und Mitteln aus dem Förderprogramm Open Access Publizieren der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gespeist. Die Höchstfördersumme beider Finanzierungstöpfe liegt momentan bei 2000 EUR (inkl. MwSt.) pro OA-Artikel.

Eine zentrale Voraussetzung der Förderung ist, dass die Beiträge in reinen (!) Open-Access-Zeitschriften platziert werden. Die weiteren Bedingungen sowie Informationen zum Verteilungsschlüssel der Gelder und zum Bewerbungsverfahren sind im Falle des Nachwuchsfonds in einer von der Landesregierung herausgegebenen Broschüre zusammengefasst. Informationen dazu stehen zudem auf den Internetseiten der einzelnen akademischen Einrichtungen in Schleswig-Holstein bereit, was auch für den DFG-geförderten Publikationsfonds der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gilt. Für alle Fragen rund um die Publikationsfonds stehen selbstverständlich auch gerne die Open-Access-Verantwortlichen der Institutionen bereit.

b) Projekt DEAL

Eine zweite Säule der Finanzierung von wissenschaftlichen OA-Zeitschriftenartikeln bildet der am 15.1.2019 unterzeichnete DEAL-Vertrag mit dem Verlag Wiley. Dadurch können jährlich knapp 10.000 Fachartikel in Wiley-Zeitschriften im Open Access zugänglich gemacht werden. In Schleswig-Holstein sind die CAU und weitere akademische Einrichtungen dem Vertrag beigetreten und bieten ihren Angehörigen bzw. Mitgliedern somit die Möglichkeit, ohne weitere Kosten Open Access in den meisten subskriptionsbasierten sowie in rund 110 originären Open-Access-Journals von Wiley zu publizieren – sofern sie die einreichenden oder für die Verlagskorrespondenz verantwortlichen Autoren (Submitting/Corresponding Authors) sind und keine Zusatzleistungen wie Übersetzungen oder Bildbearbeitungen in Anspruch genommen werden. Während des Publikationsprozesses werden die Autorinnen und Autoren von Wiley auf die Open-Access-Möglichkeit im Rahmen von DEAL hingewiesen und können die Option auswählen. Der Wunsch wird den teilnehmenden Einrichtungen im Anschluss automatisch zur Berechtigungsprüfung vorgelegt. Genauere Fragen zu dem Verfahren beantworten die dort tätigen Open-Access-Verantwortlichen.

Der DEAL-Vertrag mit Wiley ist bis 2021 befristet. Grundsätzlich ist aber eine langfristige Fortsetzung beabsichtigt.

Darüber hinaus wurde am 8. Januar 2020 ein weiterer Vertrag mit dem wissenschaftlichen Großverlag Springer Nature geschlossen. Es handelt sich hierbei um die weltweit bislang umfangreichste transformative Open-Access-Vereinbarung. Seit dem 1. Januar 2020 werden Publikationen in Springer Nature-Subskriptionszeitschriften aus den mehr als 700 teilnahmeberechtigten deutschen wissenschaftlichen Einrichtungen Open Access publiziert. Start der Open-Access-Gold-Komponente ist am 1.8.2020.

Allgemeine Informationen zum Gesamtprojekt DEAL erhalten Sie hier.

c) Weitere Finanzierungsmodelle

Viele Forschungsfördereinrichtungen berücksichtigen in der Budgetplanung von Projekten mittlerweile Open-Access-Publikationsgebühren. Darauf sollte in der Antragsgestaltung geachtet werden. Manche Mittelgeber haben des Weiteren sogenannte Post-Grant-Funds für OA-Veröffentlichungen aus dem Kontext der von ihnen geförderten Projekte eingerichtet. So betreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2017 einen solchen Post-Grant-Fund. Die Europäische Kommission experimentierte zwischen 2015 und 2018 mit diesem Instrument. In der Pilotphase wurden rund 1000 Artikeln und Monographien aus dem 7th Framework Programme (FP7) im Open Access publiziert.

Mancherorts wird daneben die Finanzierung von Gebühren für OA-Veröffentlichungen über Beiträge bei Fachgesellschaften erprobt (meist für die eigenen Publikationsorgane). Die Nutzung dieser Möglichkeit ist jedoch oft an eine Mitgliedschaft gebunden.

Von einer ähnlichen Idee der Community-Finanzierung getragen werden auch das Internationale Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics (SCOAP³) zur Förderung von Open Access im Bereich der Hochenergiephysik, die Open Library of Humanities, in der eine geisteswissenschaftlich ausgerichtete Publikationsplattform mit OA-Zeitschriften von verschiedenen Bibliotheken kollaborativ finanziert werden, oder das naturwissenschaftliche OA-Journal-Portal SciPost. Eng verbunden mit dem Preprint-Server arXiv bietet es Mitgliedern teilnehmender Institutionen eine Möglichkeit, abseits kommerzieller Anbieter begutachtete wissenschaftliche Artikel im Open Access zu publizieren.

Überdies können die Institutionen direkte Verbindungen mit Open-Access-Verlagen eingehen und entweder Rabatte auf die regulären Publikationsgebühren für ihre Angehörigen aushandeln oder für sie gänzlich kostenlose Veröffentlichungswege erschließen, zum Beispiel bei Cogitatio Press. Für Autorinnen und Autoren potenzieller OA-Veröffentlichungen lohnt in jedem Fall eine Nachfrage bei den Einrichtungen, an denen sie beschäftigt sind. Wenden können sie sich ferner ebenfalls direkt an die Verlage. Zum Teil gibt es hier quer finanzierte Open-Access-Modelle.

Nicht unterstützt werden sollten allerdings hybride Finanzierungsmodelle der Verlage, da diese die Gefahr des double dippings beinhalten und so dem Ziel einer mindestens kostenneutralen OA-Transformation des wissenschaftlichen Publikationsmarktes eher entgegenstehen. Neben rechtlichen Bedenken ist dies der Hauptgrund, warum viele Forschungsorganisationen und -förderer diesen Ansatz ablehnen.

Ein anderer Weg, an der klassischen Nutzerfinanzierung festzuhalten und dennoch den Wandel zu mehr Offenheit zu fördern, ist das Subscibe to Open-Modell . Verlage stellen bei diesem die Inhalte bestimmter Zeitschriften ohne Erhebung von APCs Open Access bereit, solange sie ihre gewohnten Abonnementeinnahmen von den nutzenden Institutionen (Bibliotheken etc.) generieren können. Außerdem erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Experimente mit Freemium-Modellen, bei denen mittels kostenpflichtiger ‚Premium-Versionen‘ von Publikationen das Angebot einer kostenlose Variante (z. B. in HTML) refinanziert wird (siehe z. B. OpenEdition).

2. Finanzierung von OA-Monographien und -Sammelwerken
Quelle: Guido Reimann auf Pixabay

Die Veröffentlichung von Büchern im Open Access ist nach wie vor deutlich weniger verbreitet als die OA-Publikation wissenschaftlicher Artikel. Während bei diesen die Quote der freien Zugänglichkeit mittlerweile bis zu einem Viertel beträgt, liegt sie bei Monographien im unteren einstelligen Bereich. Gleichwohl gewinnt das Thema an Bedeutung. Auch wenn der Anteil der Publikationsform am gesamten Veröffentlichungsoutput gering und tendenziell fallend ist, spielen Bücher in einigen Disziplinen – allen voran den geisteswissenschaftlichen – weiterhin eine wichtige Rolle. Die Frage der Finanzierung von Open-Access-Publikationen stellt sich demnach auch bei Monographien und Sammelwerken. Die entsprechenden Modelle, die bei diesen wissenschaftlichen Publikationsformen heute zur Anwendung kommen, sind nicht minder vielfältig als bei Zeitschriftenbeiträgen. Teilweise ähneln sie sich. Im Unterschied zu den OA-Zeitschriftenartikeln mangelt es den Finanzierungsformen im Feld der Open-Access-Buchveröffentlichungen jedoch noch an Konsolidierung.

a) Publikationsfonds

Obwohl die klassische Finanzierung gedruckter wissenschaftlicher Bücher über sogenannte Druckkostenzuschüsse große Ähnlichkeiten zu den oben erwähnten APCs für OA-Zeitschriftenartikel aufweist, sind Förderfonds für Book Processing Charges (BPCs) oder Book Chapter Processing Charges (BCPCs) in Deutschland noch selten. Erst seit etwa zwei Jahren wird verstärkt mit solchen oder ähnlichen Modellen der Finanzierung der Erstveröffentlichung digitaler Bücher im Open Access experimentiert: in der Freien Universität Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technische Universität Berlin, der Universität Bielefeld, der Universität Duisburg-Essen, der Technischen Universität Darmstadt, der Universität Konstanz, der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, in der Leibniz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft sowie in Niedersachen.

b) Querfinanzierungen

Bei einigen Verlagen wird die Produktion digitaler Bücher für die Veröffentlichung im Open Access bisweilen über Einnahmen aus dem Verkauf von gedruckten Exemplaren der Werke querfinanziert. Über diese Möglichkeiten sollten OA-interessierte Autorinnen und Autoren unbedingt im Vorfeld mit den in Frage kommenden Verlagen sprechen. Jüngere Untersuchungen legen nahe, dass die frei verfügbare elektronische Publikation den Absatz parallel angebotener Druckversionen kaum bis gar nicht beeinflusst. Durch Open Access lässt sich im Gegenteil die Wahrnehmung eines wissenschaftlichen Werkes insgesamt steigern. Auf dieser Überlegung basieren letztlich auch die Freemium-Modelle, die schon beim Thema OA-Zeitschriftenartikel zur Sprache kamen.

c) Kollaborative Finanzierung

Die Finanzierung von Open-Access-Publikationen mittels Crowdfunding oder -pledging, das heißt per kollaborativer Finanzierung, findet in jüngerer Zeit wachsendes Interesse. Zu den prominentesten Beispielen eines solchen Ansatzes gehören der Non-Profit-Dienst unglue.it, über den Buchpublikationen gemeinschaftlich realisiert oder – was an die oben erwähnten hybriden Zeitschriftenmodelle erinnert – nachträglich ‚freigekauft‘ werden können, und die privatwirtschaftliche Initiative Knowledge Unlatched (KU). Sie organisiert zum einen das Angebot elektronischer Titel oder ganzer Pakete im Open Access auf Seiten der Verlage. Zum anderen sammelt KU die notwendigen Beiträge zu deren Finanzierung bei interessierten Bibliotheken ein. Als aktuelle Beispiele solcher durch Knowledge Unlatched vermittelter Pledges lassen sich die Open Library Politikwissenschaft von transcript (Report), die wbv OpenLibrary , oder das Programm von Language Science Press anführen.

Kollaborative Finanzierungen werden zum Teil aber auch direkt über Verlage angeboten, wie etwa beim Luminos-Programm von University of California Press oder den Mitglieder-Modellen von Lever Press und Open Book Publishers. Wie im OA-Zeitschriftenbereich gibt es auch bei OA-Büchern des Weiteren von Fachgesellschaften getragene Publikationsinitiativen (siehe Finnish Literature Society).

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass sich die gemeinschaftlichen Modelle nicht nur auf die Open-Access-Veröffentlichungen an sich, sondern auch auf die Publikationsinfrastrukturen richten können. Exemplarisch zeigen dies die kroatische Verlagsplattform Hrčak, das Directory of Open Access Books (DOAB) oder die global ausgerichtete Sustainability Coalition for Open Science Services (SCOSS).

d) Universitätsverlage

Die Produktion von (qualitätsgesicherten) Open-Access-Büchern ist nicht ihr ausschließliches Feld, macht aber einen bedeutsamen Anteil der Aktivitäten der (nichtprofitorientierten) Verlage aus, die in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten an immer mehr Hochschulen und Universitäten etabliert wurden. Die meisten von ihnen sind in der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage organisiert, die sich zur Unterstützung der Open Access- und Open Science-Transformationsstrategien mittels wissenschaftsfreundlicher Finanzierungsmodelle bekennt. In Schleswig-Holstein wird aktuell an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ein erster Verlag dieser Art aufgebaut.