Nachhaltigkeit

Die digitale Publikation wissenschaftlicher Befunde im Open Access bietet viele Vorteile sowohl für die Autorinnen und Autoren als auch für die Nutzerinnen und Nutzer. Nicht nur, dass der Veröffentlichungsprozess dadurch beschleunigt wird, es erhöht sich außerdem die Sichtbarkeit der Publikationen. Open-Access-Veröffentlichungen sind zeit- und ortsunabhängig zugänglich, können frei(er) kopiert, geteilt und (kollaborativ) weiterverarbeitet werden. Ferner gibt es aufgrund der digitalen Form nahezu keine Beschränkungen des Umfangs. Die Publikationen sind leicht vernetzbar und offen für die Kombination verschiedener Medienformate.

Allerdings zeigt die allgemeine Erfahrung, dass die langfristige Auffindbarkeit, die Integrität, die Authentizität und die Beständigkeit digitaler Ressourcen im Internet keineswegs generell gesichert ist – mit Auswirkungen u. a. auf die für die wissenschaftliche Praxis wichtige Zitierfähigkeit. Das ist zwar kein alleiniges Problem von Open-Access-Veröffentlichungen, es ist jedoch wegen ihrer originären Verbindung zur Digitaltechnik gerade auch für sie relevant.

1. Langzeitarchivierung
2. DINI
3. FAIR-Prinzipien

Quelle: Dimitris Vetsikas auf Pixabay
1. Langzeitarchivierung

Die Langzeitarchivierung (LZA), d. h. die Verfügbarhaltung digitaler Ressourcen ist keine kurzfristige Aufgabe, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Er erfordert einen dauerhaften Aufwand an Personal, an technischer Infrastruktur und entsprechenden finanziellen Mitteln. In Deutschland beschäftigt sich vor allem das Kompetenznetzwerk nestor mit Fragen der digitalen Langzeitarchivierung. Es handelt sich hierbei um einen Kooperationsverbund verschiedener Partnerinstitutionen, dessen Geschäftsstelle in der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) angesiedelt ist. Von nestor entwickelt wurde unter anderem ein Siegel für vertrauenswürdige Langzeitarchive.

Auf europäischer Ebene ist in Bezug auf die LZA besonders das European Framework for Audit and Certification of Digital Repositories zu erwähnen, in das auch deutsche Institute aus nestor (DNB und Landesarchiv Baden-Württemberg) involviert sind. Die aktuell wichtigste global-vernetzte Standardisierungs- und Zertifizierungsinitiative stellt ferner CoreTrustSeal dar.

Für die Autorinnen und Autoren von Open-Access-Publikationen ist mit Blick auf die langfristige Verfügbarkeit ihrer Werke zu beachten, diese wenigstens in Kopie in Repositorien abzulegen, die mit LZA-kompetenten Institutionen kooperieren. Besonders abzuraten ist von einer ’simplen‘ Einstellung von Veröffentlichungen auf Websites, da eine dauerhafte Archivierung auf diesem Wege in der Regel nicht gewährleistet ist. Wenn man per Website auf Veröffentlichungen hinweisen und diese auch dort zur Nutzung anbieten möchte, ist es besser, über Persistent Identifier auf die entsprechenden elektronischen Ressourcen auf LZA-gesicherten Publikations- und Archivservern zu verlinken.
2. DINI
Quelle: DINI

Neben den allgemeinen Strategien und kooperativen Bemühungen zur Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen, arbeitet die in Göttingen ansässige Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e. V. (DINI) an praktischen Lösungen für die Verbesserung der Sichtbarkeit und Auffindbarkeit wissenschaftlicher Publikationen im Internet sowie an der Optimierung der Vernetzung der Repositorien, auf denen sie abgelegt sind. Gegründet und getragen wird DINI durch die Arbeitsgemeinschaft der Medienzentren an Hochschulen e. V. (AMH), den Deutschen Bibliotheksverband e. V. (dbv), und die Zentren für Kommunikation und Informationsverarbeitung in Lehre und Forschung e. V. (ZKI). Beteiligt sind überdies verschiedene Wissenschaftseinrichtungen und Organisationen. Zentrales Tätigkeitsfeld von DINI ist die Erarbeitung internationaler Standards für den Betrieb von Dokumentenservern wie MACAU, was auch Empfehlungen für deren Umsetzung umfasst.

Das sogenannte DINI-Zertifikat, dessen aktuellste Version im Herbst 2019 veröffentlicht wurde, erfordert eine konkrete Leitlinie (Policy), die Schaffung bestimmter rechtlicher Rahmenbedingungen, eine Strategie zur Langzeitarchivierung, Standards bei der Dokumentenerschließung (Metadaten) und bei den verwendeten Schnittstellen, offene Metriken, Maßnahmen zur Informationssicherheit sowie umfassende Unterstützungsmaßnahmen der Nutzerinnen und Nutzer der Repositorien. Welche Dokumentenserver in Deutschland ein DINI-Zertifikat erworben haben, lässt sich dieser Liste entnehmen.

3. FAIR-Prinzipien

Mit dem Ziel, die Nachhaltigkeit von wissenschaftlichen Informationen im Open Access zu gewährleisten, entwickelte die europäische Go FAIR Initiative (Deutschland, Frankreich, Niederlande) konkrete Prinzipien. Sie wurden 2016 veröffentlicht und finden seither als Orientierungsmarken für den Umgang mit digitalen Forschungsressourcen Verwendung. Im Fokus der Grundsätze steht die Absicht eine disziplinenübergreifende gemeinsame Nutzbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Forschungsdaten und Publikationen. Die FAIR-Prinzipien vereinen Überlegungen und Vorschläge, um diese möglichst auffindbar (findable), zugänglich (accessible), interoperabel (interoperable) und nachnutzbar (reusable) zu gestalten. Hierbei geht es um Fragen

  • der optimalen Einrichtung der Ressourcenbeschreibungen (Metadaten) und ihre Lesbarkeit für Mensch und Maschine,
  • der langfristigen Verfügbarhaltung von Metadaten und Ressourcen, der eindeutigen Zuordnung und der offen kommunizierten Zugriffs- und Lizenzbedingungen,
  • der plattformunabhängigen Verwendung und Weiterverarbeitung von Metadaten und Ressourcen,
  • der möglichst freien Wiederverwendbarkeit von Metadaten und Ressourcen in neuen Nutzungszusammenhängen und unter Einsatz elektronischer Datenverarbeitungsinstrumente.

Auch die FAIR-Prinzipien weisen mithin auf die Entwicklung und Einhaltung von technischen und strukturellen Normen. Die abgelegten digitalen Ressourcen und ihre Beschreibungen sollten möglichst suchmaschinenoptimiert präsentiert, nach transparenten Konditionen (z. B. CC-Lizenzen) nutzbar, mittels persistenter Referenzierung eindeutig und versionentreu identifizierbar (z. B. doi, urn, ORCID) und durch die Verwendung von Standardformaten leicht maschinell austauschbar sein.